Liebe Leserin, lieber Leser,
dieses Buch ist ein wahrer Erfahrungsschatz für alle, die sich ein erfülltes Leben wünschen. Der Psychotherapeut und praktizierenden Buddhist Peter Groß vermittelt Dir seine Erkenntnisse, wie Du Leiden vermindern und mehr Lust und Freude am Leben gewinnen kannst. Seit über 40 Jahren betreut er seine Klienten und Klientinnen erfolgreich mit aktuellem psychotherapeutischen know how und Jahrtausende altem buddhistischen Wissen.
In den USA wird diese Kombination aus modernen psychotherapeutischen Heilmethoden und traditionellen buddhistischen Grundsätzen seit einiger Zeit in vielen Heilstätten und Praxen nutzbringend angewandt. In letzter Zeit auch in Deutschland. Peter Groß ist mit seiner langjährigen Erfahrung auf diesem Gebiet ein Vorreiter. Seine erprobten Ratschläge erläuterte er in zahlreichen Presseartikeln, Fernseh- und Hörfunksendungen.
Hier traf er auf den WDR Redakteur Jürgen Orthaus, der sich ebenfalls seit vielen Jahren mit psychologischen Themen und buddhistischen Erkenntnissen befasst. Eine fruchtbare Begegnung, die es ermöglichte, diesen praxisnahen Ratgeber für ein gelingendes Leben zu schreiben. Mit der gesicherten Erfahrung, was wirklich wirkt, um besser zu leben.
Zum Titelbild Lotusblüte
Der Lotus wächst im Wasser. Seine Wurzeln stecken im Schlamm von Teichen und Seen. Doch von seiner Blüte perlt alles ab. So steht er im Buddhismus für Reinheit und Schönheit. Seine rosa Blüte ist für Buddhisten ein Zeichen für den Weg zur Erleuchtung.
„Schlamm ist gleichbedeutend für schlechte Taten und widrige Lebensumstände. Aber der Mensch kann durch ein spirituelles Leben seine Situation verbessern und schließlich erleuchtet werden. Ganz so, wie der Lotus im Sonnenlicht erblüht… Die Lotusblüte wird nicht verschmutzt. Sie ist ein Symbol für Reinheit und Schönheit. Buddha benutzte den Lotus als Sinnbild für die Erleuchtung, das Erreichen des Nirwana“ sagt Professorin Pataraporn Sirikanchana, Religionswissenschaftlerin von der Thammasat University in Bangkok.
Zitat aus https://www.deutschlandfunk.de/lotusblume-die-erleuchtete-pflanze.886.de.html?dram:article_id=407633
Warum wir dieses Buch geschrieben haben
Lebenshilfebücher gibt es wie Sand am Meer. Inflationär sind die Neuerscheinungen mit psychologischen Ratschlägen zu jedem nur denkbaren Lebens- und Liebesproblem. Warum nun noch dieses Buch?
In meinen Sendungen im WDR Hörfunk war Peter Groß oft mein Studiogast. Bei den Hörerinnen und Hörern ist er deshalb so beliebt, weil er auf einfache, verständliche und leicht nachvollziehbare Weise Hilfe für eine gute Lebensbewältigung gibt. Er kümmert sich als Psychotherapeut seit über 40 Jahren um die Probleme seiner Klienten und Klientinnen. Zudem hat er im gleichen Zeitraum seinen Lebensweg als Buddhist gefunden.
In diesem Buch verbinden sich seine psychologischen Kenntnisse mit seinen mentalen Erfahrungen als Buddhist. Wobei letztere die Basis bilden für ein Leben mit einem Weniger an Leiden und ein Mehr an Freuden. Diese viele Jahre lang realisierte Kombination zweier Erfahrungswelten aus Psychologie und Spiritualität ist ziemlich einmalig.
Zwar kommen in letzter Zeit vermehrt Bücher auf den Markt, in denen buddhistisches Gedankengut als Lebenshilfe angeboten wird. Doch kaum einer der Autoren kann auf eine über 40jährige Erfahrung auf dem Gebiet spiritueller Lebensgestaltung zusammen mit psychotherapeutischer Ausbildung und Praxis zurückblicken. Peter Groß kann es. Er weiß, was wirklich wirkt. Und warum es wirkt. Um besser zu leben.
Bei unseren Gesprächen über Gestaltung und Aufbau dieses Buches wurde schnell klar, dass es einige Themen gibt, die lebensbestimmend sind: Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit. Sie bilden die Säulen für ein gelingendes Leben mit Sinn und Lust. Darauf aufbauend zeigen wir hilfreiche Möglichkeiten zum Umgang mit einigen grundsätzlichen Schwierigkeiten, die immer mal wieder im Leben auftauchen: Unangenehme Emotionen, nicht Verzeihen können, ungeduldig sein. Danach geben wir Hinweise, die unser Leben leichter machen: Z.B. mit Lachen, Akzeptieren können was ist und Hilfen, eine neue, bessere Lebenseinstellung zu finden. Und wir erläutern Dir Möglichkeiten, wie Du mit dramatischen Krisen wie z.B. schweren Krankheiten besser umgehen und das Leiden vermindern kannst. Und auch das klammern wir nicht aus: Wie Du Dich auf das Sterben vorbereiten kannst. Aus aktuellem Anlass haben wir das Kapitel Leben in Krisenzeiten angefügt.
Abgeschlossen wird das Buch mit Betrachtungen und praktischen Anleitungen aus dem buddhistischen Wissens- und Erfahrungsschatz, die auf alle vorher beschriebenen Lebenssituationen anwendbar sind. Sie schaffen die Voraussetzungen für eine mentale Kraft und Ausgeglichenheit, um jederzeit Probleme und Krisensituationen gut zu bewältigen.
Im Gespräch haben Peter Groß und ich die einzelnen Themenbereiche entwickelt. Aus diesen Aufzeichnungen ist der Text dieses Buches entstanden. Dabei war mir wichtig, möglichst viele Originaltöne von Peter Groß zu verwenden, gleichzeitig aber auf eine gute Lesbarkeit und Verständlichkeit zu achten. Ergänzt habe ich die Texte mit wissenschaftlich fundierten aktuellen Erkenntnissen, Zitaten und Zusammenfassungen. Letztlich ist alles von Peter Groß „abgesegnet“ worden, sodass wir auf meine Fragen verzichten konnten zu Gunsten eines flüssigen Textes in der Ich-Form.
Beim Lesen wird schnell klar, wie Eins ins Andere greift. Dass spirituelle Bewusstheit sich erfolgreich kombinieren lässt mit praktischen psychotherapeutischen Lebenshilfen. Sie ergänzen sich nicht nur, sie optimieren sich gegenseitig. Diese Kombination wird zunehmend in amerikanischen Kliniken und Heilstätten angewandt und in jüngerer Zeit auch in Deutschland.
In diesem Buch findest Du die wichtigen Bausteine der spirituellen Psychologie - der Lebenshilfe mit größten, nachhaltigen Erfolgschancen. Damit erhältst Du einen wirksamen Erfahrungsschatz für ein gelingendes Leben.
Auch wenn viele der in diesem Buch beschriebenen Schritte und Übungen zum besseren Leben auf Jahrtausende alten Erfahrungen des Buddhismus beruhen, musst Du kein Buddhist sein oder werden. Sie funktionieren und wirken allein durch ihre konkrete Anwendung. Unterstützt wird dieses durch gesicherte Erkenntnisse der modernen Psychologie.
Alles Wissensnotwendige wird verständlich erklärt. Für weitergehende Informationen habe ich ein umfangreiches Glossar zum Buddhismus und verwandten Themen, eine Namenshinweise und eine Liste empfehlenswerter Bücher zusammengestellt.
Mehr Informationen befinden sich auf unserer Homepage www.besserlebenbuch.de .
Oft ist es ja so, dass man sich beim Lesen die Fülle der Informationen nicht merken kann. Das ist normal und nicht schlimm. Deshalb findest Du am Ende jeden Kapitels eine Zusammenfassung. Hier liest Du übersichtlich das, was bei den beschriebenen Problemen erprobterweise gut hilft. Zudem habe ich die wichtigsten Schritte, Thesen und Hilfen in kursiver Schrift hervorgehoben. So verpasst Du selbst beim schnellen Lesen nichts. Du wirst auch einige Wiederholungen bemerken. Durch das nochmalige Lesen können sich diese besser verfestigen.
Wichtig ist, dass Du ein Gespür für die innere Kraft der einzelnen Elemente und für das Gesamte findest und erlebst. Dann kommt Vieles wie von selbst auf Dich zu. Fang einfach an! Mit der Gewissheit, jeden Tag etwas für Dein gelingendes Leben zu tun.
Jürgen Orthaus
I Vom gelingenden Leben
Einleitung
Was gilt als gelungen und was nicht? Das sieht wohl jeder anders. Für einen Menschenfreund dürften Hilfsbereitschaft und Zuwendung im Vordergrund stehen. Für einen Karrieretypen Durchhaltevermögen und Zielorientiertheit. So verschieden diese Aspekte sind, haben sie doch etwas Gemeinsames: Sie beruhen auf den drei Säulen, die ein gelingendes Leben ausmachen – Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit.
Liebe, d.h. Allem und auch mir selbst wohlgesonnen zu sein, das beschert mir eine positive Lebenseinstellung.
Vertrauen, d.h. sich auf andere aber auch auf mich selbst verlassen zu können, gibt mir eine solide Lebenssicherheit.
Dankbarkeit, d.h. für Erlebtes und mein Sein die richtige Wertschätzung in mir zu finden, schenkt mir eine erfüllende Lebensweise.
Allen drei Basics ist gemeinsam die große Weite meines Herzens und meines Bewusstseins. D.h. mit einer großzügigen Offenheit anderen Menschen und auch mir selbst gegenüber zu leben und das anzuerkennen, was ist. Und nicht vergeblich gegen das anzukämpfen, was ich nicht ändern kann.
In diesem Abschnitt liest Du, wie Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit einander bedingen. Eines ist ohne die beiden anderen nicht denkbar. Und Du erfährst, wie Du diese drei Grundeinstellungen erwerben und leben kannst. Auch das, was diesen Zielen entgegensteht, kommt nicht zu kurz. Dabei werden schon einige buddhistische Prinzipien angesprochen wie Achtsamkeit und Leben im Hier und Jetzt. Auf diese gehen wir im letzten Abschnitt des Buches besonders ein.
Kapitel 1 - Was ist Liebe?
Inhalt
Liebe ist Wohlwollen
Liebe fordert nicht. Liebe ist ein Überflussgefühl
- Vom Überfluss
Was hilft, die Liebe freizulegen?
Liebe schließt auch die Liebe zu sich selbst ein. Selbstwertschätzung erlangen mit Bewusstheit
Liebe verzeiht immer
Liebe in der Partnerschaft
Ich verliebe mich. Und dann?
- Die Verliebtheit
- Die Partnerschaft
- Das Vertrauen
Die partnerschaftliche Beziehung - eine Lernchance für die Liebe
Liebe heißt, den anderen nicht ändern zu wollen
Bedürfnisliebe ist nicht Liebe
Wahrheit ist hilfreich für die Liebe
Eifersucht
Gehört zur Liebe Sex?
Mitleid, Mitgefühl und Liebe
Das Wohlwollen der Liebe
Praktische Fragen
- Was kann ich tun, wenn ich mich unglücklich verliebt habe?
- Kann die wahre Liebe in mir absterben?
- Warum nimmt so oft das Gefühl, meine große Liebe zu leben, allmählich ab?
- Kann aus Liebe Hass werden?
- Was kann ich gegen Eifersucht tun?
- Was mache ich gegen das Gefühl, dass kein Mensch mich liebt?
Was gibt mir die wahre Liebe
„Liebe ist wie blauer Himmel, der durch die Wolken unserer egoistischen Isolation mehr oder weniger verdeckt wird“
Versuch der Beschreibung eines Phänomens, für das es eigentlich keine Worte gibt
Liebe – kurz zusammengefasst
Praktische Fragen
Kapitel 1 - Was ist Liebe?
Bevor ich die Liebe kannte, besang ich sie in meinen Liedern.
Nachdem ich sie kennengelernt hatte, lösten sich die Melodien in Luft auf
und meine Worte verstummten.
Khalil Gibran
Schöner kann man sie kaum beschreiben, die Unbeschreiblichkeit der Liebe. Ohne Liebe, so der Dichter, Maler und Philosoph Khalil Gibran, ist alles, was wir tun, sinnlos. Die Liebe versetzt uns in staunende Ergriffenheit, macht uns demütig und verleiht uns ungeahnte Kräfte. Sie ist zeitlos. Unveränderlich. Sie war immer da und wird immer sein. Die Liebe wird als höchstes Glück besungen: In Literatur und Dichtung, in Malerei und Musik, im Film und Theater. Und auch in den Religionen:
Das Hohelied der Liebe
Die Liebe ist
langmütig und freundlich,
die Liebe beneidet nicht,
sie prahlt nicht,
sie bläht sich nicht auf.
Sie verletzt nicht,
sie sucht nicht ihren
eigenen Vorteil,
sie lässt sich nicht erbittern,
sie rechnet das Böse nicht an.
Sie freut sich nicht über die
Ungerechtigkeit,
sie freut sich aber über die
Wahrheit.
Sie erträgt alles,
sie glaubt alles,
sie hofft alles,
sie duldet alles.
(1. Korintherbrief, Kapitel 13)
Liebe ist Wohlwollen
Fragt man, was Liebe ist, wird man die unterschiedlichsten Antworten bekommen. Oft steht das sinnliche Begehren im Vordergrund. Für viele ist die Treue besonders wichtig. Auf das Liebessubjekt bezogen sprechen wir von der Liebe zu sich selbst, zum Partner, zu Freunden, zum Nächsten, sogar zum Feind, zu Gott. Und dann gibt es natürlich die Liebe zur Natur, zu dem was uns Spaß macht oder was uns fasziniert. Das drückt sich in allen Begriffen mit der Vorsilbe "phil" (griechisch φίλος = Freund) aus: wie Philosophie, die Liebe zur Weisheit - Philologie, die Liebe zu Sprachen. Philharmonie, die Liebe zur Musik. Bis hin zur Philatelie, die Liebe zu Briefmarken.
Ganz anders begreift der christliche Mystiker Meister Eckhart die Liebe. Er benötigt für die Liebe, wie er sie versteht, kein Objekt oder Subjekt. Er versteht die Liebe als ein sich bedingungsloses Öffnen zu Allem, was ist. Und damit kommen wir der Liebe, so wie ich sie verstehe, sehr nahe.
Liebe ist für mich Wohlwollen. Liebe will grundsätzlich Allem wohl. Einschließlich mir selber. Was ich liebe, akzeptiere ich so, wie es ist. Mit allen guten und schlechten Seiten. Ich sage "ja" zu dem, wie es ist. Auch zu mir, wie ich bin. Zu meinen Schwächen. Zu meinen Unzulänglichkeiten. Zu meinen Stärken.
Wahre Liebe will Allem wohl,
so wie es ist.
Fehler und Schwächen eingeschlossen.
Wohlwollen heißt, ich bin Dir im positivsten Sinne zugetan. Zu Deinem Wohlbefinden und Deinem Seelenfrieden. Meine ZEN-Meisterin sagt: "Make others feel comfortable". Sorge dafür, dass andere sich wohl fühlen. Dann bist du auf dem richtigen Weg. Ich möchte, dass es Allen gut geht. Das ist die Grundaussage der Liebe.
Gemeint ist hiermit die umfassende Liebe, die alles einschließt. Nicht nur Menschen, sondern alles, was ist. Sie teilt sich nicht auf in verschiedene Kategorien wie: Ich liebe meinen Partner, meine Kinder, meine Eltern, meinen Hund, meinen Job, die Natur... jedes auf eine besondere Weise. Die umfassende oder wahre Liebe ist die wohlwollende Haltung Allem gegenüber auf allen meinen Ebenen: Sinnlich, mental, seelisch. Das ist ein sehr hohes, vielleicht ein unerreichbares Ziel. Aber dieses Ziel weist mir den Weg für ein gelungenes Leben. Wahre Liebe ist nicht wie ein Laserstrahl auf einen einzigen Menschen gerichtet. Sie ist vielmehr wie die Sonne mit unzähligen Strahlen auf Alle und Alles gerichtet. Man kann auch sagen: Liebe ist die Erweiterung vom Ich zum Wir.
Liebe fordert nicht. Liebe ist ein Überflussgefühl
„Liebe fordert nicht. Liebe ist Entgegenkommen... Sie ergreift nicht Besitz. Sie gibt Freiheit“ (Marie von Ebner-Eschenbach). Wahre Liebe ist ein Überflussgefühl. Ein Überschuss an Wohlwollen. Mein erster spiritueller Lehrer Osho hat es so beschrieben: "Die Liebe ist wie eine regenschwere Wolke. Sie fliegt da oben und regnet ihre Liebe überall hin. Es ist ihr völlig egal, wohin ihre Liebe fällt. Es ist für sie eine Erleichterung, weil sie regenschwer ist. Sie ist voll Liebe". Solange dieses Überflussgefühl nicht da ist, ist die sog. "Liebe" eine Anstrengung. Wenn es in der christlichen Religion heißt "Liebe deinen Nächsten", ist das ein Befehl. Und jeder weiß: Es ist verdammt schwierig, jemanden auf Befehl zu lieben. Aber wenn die wahre Liebe frei wird, dann ist es keine Anstrengung. Es ist mühelos. Dann ist es ein Geschenk, dass da jemand oder etwas ist, wohin ich meine Liebe geben kann. Weil ich voll Liebe bin.
Wahre Liebe ist ein unerschöpflicher Quell von Wohlwollen.
Sie erwartet keine Gegengabe. Sie ist ein Geschenk.
Wenn ich voll wohlwollender Gefühle im Überfluss bin, hege ich auch keine Erwartungen. Ich fordere nichts ein für meine Liebe. Ich schenke sie. Normalerweise gebe ich, damit ich etwas bekomme. Anders die wahre Liebe: Sie ist ein sich Verschenken...